Es gibt Designforschung ‘von’, ‘für’ und ‘mit’ Design: Was sind die Unterschiede, und wann wird welche eingesetzt?
Blau oder gelb? Das ist hier die Frage – oft aber die falsche Frage zum falschen Zeitpunkt. Eine typische Anfrage an uns lautet nicht selten: „Wir entwickeln ein neues Verpackungs-Design für unser Produkt. Der Entwurf liegt schon vor, in zwei verschiedenen Farben, blau und gelb. Wir würden gerne wissen, welche Variante besser funktioniert.“
Sicher kann man das testen oder auch die Wirkung der beiden Varianten psychologisch genauer untersuchen und ganz bestimmt wird eine den Konsument*innen irgendwie besser gefallen als die andere. Habe ich beim Fernsehen auch nur zwei Programme zur Auswahl, würde ich sicher auch eines bevorzugen – meinen Bedürfnissen würde aber eigentlich ein Angebot wie Netflix viel mehr entsprechen. Oder sonstwas. Statt der Verpackung in gelb und blau gäbe es noch tausende andere Möglichkeiten, von denen eine die Zielgruppe womöglich deutlich besser abholt.
Sinnvoller und effektiver ist es daher, schon vor der Entwickung des ersten Entwurfs zu wissen, an welchen Bildwelten, d.h. Erinnerungen, Wunschbildern, Symbolen, Farben, Formen, Stilen etc. ein Design „andocken“ muss, damit es in die Lebenswelten der Menschen trifft. Dies sorgt ganz nebenbei auch noch für eine deutlich bessere Kreation, denn solche Kenntnisse schaffen auch eine bessere Inspirationsgrundlage. Wer hätte z.B. gedacht, dass man Senioren mit Sexappeal und schlüpfrigen Zweideutigkeiten kommen muss, wenn man z.B. Hörgeräte verkaufen will? Das schafft Raum für viele coole Ideen, und für andere als man vielleicht vorher vermutet hätte.
Designforschung ist nicht gleich Designforschung, es gibt sie von, für und mit Design. „Von“ Design bedeutet, es wird ein Design, z.B. eine Werbeanzeige, getestet. Blau oder Gelb? „Für“ Design bedeutet, dass die Forschung die Grundlagen dafür liefert, ein Design zu entwerfen, das die Bedürfnisse der Konsument*innen trifft. Forscht man „mit“ Design, dann werden – i.d.R. zusätzlich zur psychologischen Exploration – gestalterische Verfahren eingesetzt. Solche „praxisintegrierenden“ Verfahren betrachten den Gegenstand aus der Brille des/der Designer*in: Was benötigt er oder sie, um Entwürfe zu entwickeln?
Wer uns ein wenig kennt, der weiß, dass wir für Designforschung „für“ und „mit“ Design stehen und uns leidenschaftlich für diese für viele ungewohnte Reihenfolge einsetzen. Natürlich muss man bei der Designforschung „für“ Design anders forschen als bei der Designforschung „von“ Design. Abfragen hilft da nicht weiter. Es gibt ja auch noch nichts, was sich abfragen ließe. Der Fokus liegt vielmehr auf den Lebenswelten der Zielgruppe, auf ihren Erfahrungen und ihren Erinnerungs- und Vorstellungsbildern, ihren Sehnsüchten, Hoffnungen, Ängsten, Wünschen, Bedürfnissen. Zugleich braucht es eben solche „praxisintegrierenden“ Verfahren, um nicht nur in Erfahrung zu bringen, an welchen Bedürfnissen man die Menschen abholen kann, sondern auch, welche Form und Farbe diese Bedürfnisse haben.
Und nun – Achtung Werbung: Mit dem Design Guide verfügen wir über eine Methode, die mit überschaubarem Aufwand diese Grundlagen erforschen kann. Manchmal reichen zwei oder vier Kleingruppen aus, um die Kreations-Entwicklung in die richtige Richtung zu lenken. Das zahlt sich am Ende aus. Gelb oder blau? Das ist dann gar nicht mehr die Frage.