Science & Fiction

Lese­zeit: 3 Minu­ten

Arno Dir­le­wan­ger: Inno­va­tion der Inno­va­tion — ein lesens­wer­tes Buch über Krea­ti­vi­tät und Inno­va­tion aus der Praxis.

Wir haben län­ger über­legt, ob wir das Buch „Inno­va­tion der Inno­va­tion“ von Arno Dir­le­wan­ger kau­fen sol­len, wegen des doch recht statt­li­chen Prei­ses. Wir haben uns dann dafür ent­schie­den und es nicht bereut. 

Arno Dir­le­wan­ger ist seit 1984 selb­stän­dig im Bereich Kon­zep­tion und Durch­füh­rung von Inno­va­tions-Pro­jek­ten, Inno­va­tions-Work­shops und Rea­li­sie­rungs-Coa­chings. Inzwi­schen „außer Dienst“ und künst­le­risch tätig, war er für nam­hafte Unter­neh­men tätig, u.a. Bosch, Braun, Hew­lett Packard, HILTI, Koni­ca­Mi­nolta, Luft­hansa und Nestlé. 

Hier schreibt also jemand aus lang­jäh­ri­ger Erfah­rung und räumt dabei mit vie­len ver­meint­li­chen Gewiss­hei­ten über Inno­va­tion auf, die man immer wie­der gebets­müh­len­ar­tig liest. Wir hat­ten das Ver­gnü­gen, ihn als akti­ves Mit­glied der deut­schen Gesell­schaft für Krea­ti­vi­tät mehr­mals per­sön­lich zu erle­ben und uns mit ihm auszutauschen.

Der gedank­li­che Rah­men des Buches ist Dir­le­wan­gers Kon­zept: Sci­ence & Fic­tion Manage­ment. Sci­ence Fic­tion Lite­ra­tur – und das Schrei­ben von sol­cher – dient einer­seits als Inspi­ra­tion für Ideen­ent­wick­lung und ‑bewer­tung und den Auf­bau und Pro­zess von Inno­va­tions-Work­shops. Ande­rer­seits zieht sich die SF-The­ma­tik als Meta­pher durch das ganze Buch und macht es so rund und sehr gut les­bar. Tech­ni­ken und Set­tings sind nach Sci­ence-Fic­tion-Geschich­ten benannt, z.B. die Krea­ti­vi­täts­tech­nik „StarT­rek-View“. Diese eig­net sich beson­ders dafür, „spin­nerte“ Ideen nicht sofort als „unrea­lis­tisch“ zu ver­ban­nen, son­dern ihnen eine Chance zu geben, denn gerade diese ber­gen oft das höchste Poten­zial für wirk­lich dis­rup­tive Lösun­gen. Grob erklärt: Die Teil­neh­mer schlüp­fen ent­we­der nach­ein­an­der in ver­schie­dene Rol­len, oder es wer­den Teams gebil­det, die per­ma­nent die Sicht­weise einer Rolle übernehmen. 

Mis­ter Spock
Er fin­det alles Neue grund­sätz­lich inter­es­sant und fragt eher: „Warum eigent­lich nicht?“

Engi­neer Scotty
Er denkt über Lösun­gen nach: „Das könnte gehen, wenn man …“

Cap­tain Kirk
Er ist eher der Macher nach Abwä­gung der Chan­cen und Risi­ken: „Wir pro­bie­ren das mal!“

Sehr gut gefiel uns auch, dass end­lich ein­mal jemand dar­auf hin­weist, dass mit den ers­ten Ideen die krea­tive Arbeit lange nicht abge­schlos­sen ist, son­dern meist erst rich­tig anfängt. Man kann z.B. die Idee haben, einen im Dun­keln leuch­ten­den Ten­nis­ball zu ent­wi­ckeln, der nur leuch­tet, wenn er gespielt wird. Auf dem Weg bis zum tech­nisch aus­ge­reif­ten Pro­dukt erge­ben sich noch viele Pro­bleme, die krea­tiv gelöst wer­den müssen.

Auch die übli­che Auf­tei­lung von Ideen­ent­wick­lung und Bewer­tung kri­ti­siert Dir­le­wan­ger zu Recht. Die Ent­wick­lung unge­wöhn­li­cher Ideen kann man sich auch ganz spa­ren, wenn diese dann von unkrea­ti­ven Men­schen bewer­tet und aus­sor­tiert wer­den. Die “Inno­va­tions-Schwer­kraft”, mit der Ideen oft von Schritt zu Schritt gewöhn­li­cher wer­den, stellt sich aber auch oft schon wäh­rend des Ent­wick­lungs­pro­zes­ses ein, weil man mög­lichst schnell zu umsetz­ba­ren Ergeb­nis­sen kom­men muss. 

Auch die all­seits beliebte auf­wän­dige Gestal­tung von spe­zi­el­len krea­ti­ven Räum­lich­kei­ten, in denen Work­shops oder Mee­tings statt­fin­den, stellt Dir­le­wan­ger auf die rich­ti­gen Füße. Wem die ein­schlä­gi­gen Emp­feh­lun­gen in Rich­tung bunte Wände, Pira­ten­schiff, Bäl­le­bad oder Kicker schon immer etwas albern erschie­nen, lernt im Buch, wor­auf es bei der Raum­aus­stat­tung wirk­lich ankommt, näm­lich auf ganz prak­ti­sche Dinge wie Bewe­gungs­frei­heit etc. 

Die lang­jäh­rige Erfah­rung macht sich auch daran posi­tiv bemerk­bar, dass zu allen The­men Bei­spiele aus der Pra­xis gege­ben wer­den und man lernt nicht nur sehr viel, für spe­zi­ell aus­ge­rich­tete Work­shops zur Inno­va­ti­ons­ent­wick­lung, son­dern auch für „nor­male“ Mee­tings, z.B.: Wie for­mu­liert man Auf­ga­ben­stel­lun­gen, damit sie dazu anre­gen, Ideen zu ent­wi­ckeln und nicht nur zu diskutieren.

Unsere Emp­feh­lung: Wer mal wie­der ein Buch über Krea­ti­vi­tät und Inno­va­tion lesen möchte, aus dem er auch etwas lernt, weil etwas Neues drin steht und wo nicht nur aus Sekun­där­li­te­ra­tur irgend­et­was zusam­men­ge­bas­telt wird, das der Autor des Buches selbst nie erlebt hat, der sollte die­ses Buch unbe­dingt lesen.

Dir­le­wan­ger, Arno: „Inno­va­tion der Inno­va­tion. Vom Inno­va­tions-Manage­ment zum Sci­ence & Fic­tion-Manage­ment“, Peter Lang Ver­lag, Bern/Frankfurt, 2016

ISBN 978–3‑0343–2053‑5 Papierausgabe

ISBN 978–3‑0351–0931‑3 eBook

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