Tutorial: Anleitung für die InsightArt Kreativtechnik „Nimmo“, mit der sich viele und ungewöhnliche Ideen entwickeln lassen.
Die – selbst entwickelte – Technik Nimmo hat sich in unserer Innovationsworkshop-Praxis schon viele Male bewährt. Sie führt nicht nur zu ungewöhnlichen Ideen, sondern bereitet den Teilnehmern auch viel Spaß. Konzipiert wurde sie für die Entwicklung neuer Geschäftskonzepte, eignet sich jedoch auch bestens für Produktentwicklung. Der Name „Nimmo“ wurde inspiriert vom Quantenphysiker Andy Nimmo, der 1960 den Begriff „Multiversum“ für Parallelwelten geprägt hat.
Die drei speziellen Operationen der Nimmo-Technik sind Analogienbildung, der Vergleich von Äpfeln mit Birnen (oder Waschmaschinen), und das Generieren von Transfer-Ideen, um Alternativen zum Bestehenden zu entwickeln, die mehr Vorteile bieten als das Bestehende.
Zur Durchführung der Nimmo-Technik kann man ein Formular für Einzelarbeit vorbereiten (hier eine Vorlage). Es funktioniert aber auch in Gruppen an Tafeln oder Metaplanwänden, sofern man genug davon hat, da Nimmo meist eine große Menge an Ideenansätzen hervorbringt.
Ausgangsbasis
Wenn es um die Entwicklung von Nutzer*innen-zentrieten Ideen geht, nimmt man als Ausgangsbasis die wichtigsten Bedürfnisse der Nutzer*innen an das Angebot bzw. ihre Anforderungen an das Angebot. Ein einfaches Beispiel: Bei der Produktgruppe „Social Media App“ ist es zentral, Menschen die Teilhabe am sozialen Leben zu erleichtern.
Schritt 1: Analogie
Im ersten Schritt löst man sich komplett von der Produktgruppe „Social Media App“ und fragt danach, wo und was denn in anderen Bereichen die Teilhabe am sozialen Leben erleichtert. Das kann z.B. die Mitgliedschaft in einem Verein sein, ein Verwandtschaftsverhältnis, offene Türen, Stadtteilfeste, eine Wohngemeinschaft etc. Es darf auch gerne etwas abwegiger sein, z.B. Geheimbund, Mafia, Swingerclub, anonyme Alkoholiker.
Schritt 2: Vergleich der Vorteile
Im zweiten Schritt vergleicht man Äpfel mit Birnen, also das bestehende / übliche Angebot „Social Media App“ mit den Analogien: Verein, Verwandtschaft, offene Türen, Stadtteilfest etc. Für jede Analogie führt man Schritt 2 einzeln durch.
Beispiel Analogie „offene Türen“: Man fragt sich, was die Vorteile von offenen Türen beim Erleichtern sozialer Teilhabe sind, im Vergleich zu vorhandenen Social Media Angeboten wie Facebook oder Instagram. Vorteile können z.B. sein: Man geht real und nicht nur virtuell hinein und kann mit realen Menschen in Kontakt kommen, man lernt die Region kennen und kann realen Einblick mit allen Sinnen in Bereiche erhalten, die einem sonst verborgen bleiben etc. Die Vorteile dürfen auch gerne weit hergeholt sein und man listet möglichst viele auf.
Schritt 3: Ideen-Transfer
Im dritten Schritt werden Ideen entwickelt, indem jeder einzelne Vorteil der Analogien auf das Angebot „Social Media App“ zurück übertragen wird. Dabei sind nicht alle Analogien und Vorteils-Vergleiche gleich ergiebig für Ideen. Das macht aber nichts, denn es wurden ja jede Menge gesammelt. Das Beispiel für den Vorteil „reales Leben, reale Menschen“ ergibt für die Transfer-Ideen die Frage: Wie könnte man eine Social Media App besser mit dem realen Leben verbinden?
Im letzten Schritt werden die Transfer-Ideen noch einmal kritisch beleuchtet und die besten ausgewählt. Die einzelnen Ideen passen oft auch nicht zusammen. Am Schluss gilt es also, die besten Einzelideen in Gesamtkonzepte zu bringen.
Beispielidee
Bei unserem Beispiel ist eine „Offene Tür“ App herauskommen, die sicher noch einen schöneren Namen braucht. Sie baut auf einer Umgebungs-Map auf und kann mit augmented reality Funktionen erweitert werden. Veranstalter, Vereine etc. tragen Ort und Uhrzeit – ggf. Zusatzinfos – auf der Map ein. Wenn jemand am Ort vorbei geht, bekommt er einen Hinweis auf sein Smartphone, z.B. dass hier gerade (oder in der nächsten Stunde) eine Chorprobe stattfindet, mit der Einladung, doch einfach mal hereinzukommen. Auch Tante Erna, die zu Kaffee und Kuchen in ihrem Garten einlädt, könnte das in der App eingeben. Die Besucher des Chors oder von Tante Erna können dann auch Fotos oder Filme hochladen und von ihrem Besuch berichten.
Zusätzlich wäre es spannend, wenn man in eine Backstube, Schneiderei, Werbeagentur oder eine Moschee sozusagen hinter die Kulissen schauen dürfte. Man kann auch zu privaten Lesungen einladen, oder einer Musiksession, für die man noch Musiker braucht, oder einfach zum Debattieren über irgendein Thema. Grundsätzlich ist es beliebig erweiterbar. Vielleicht kann man auch Anfragen an die Community senden, z.B.: Ich möchte ein Kräuterbeet anlegen, hat jemand Lust, mir dabei zu helfen?
Die Kreativtechnik Nimmo ist stark darin, viele und auch ungewöhnliche Ideen hervorzubringen, gerade weil sie einen Umweg über den Vergleich von Äpfeln mit Birnen beschreitet. Einfach mal ausprobieren!