Über typische Denkfallen, in die man hineintappen kann, wenn man nach kreativen Lösungen sucht.
Sechs typische menschliche Denkfallen, in die man oft hineintappt, wenn man nach kreativen Lösungen für ein Problem sucht, hatten wir schon in der ersten und zweiten Folge vorgestellt. Die Beispiele stammen aus Experimenten der psychologischen Problemlösungsforschung. Hier nun weitere:
Ökonomie / schneller Fortschritt
Das 9‑Punkt-Problem, siehe Bild d, ist vermutlich den meisten bekannt (Aufgabe: Verbinde die 9 Punkte mit 4 zusammenhängenden Strichen, ohne den Stift zwischendurch abzusetzen). Hier gibt es gleich mehrere Probleme. In der Regel geht man davon aus, dass es hier vor allem die selbst auferlegten Grenzen sind (s. Folge 2), die die Lösung so schwer machen. Man glaubt, man dürfe nicht über das Terrain der selbst imaginierten Fläche, die von den 9 Punkten gebildet wird, hinaus.
Es gibt hier aber noch eine andere Denkfalle: Diese Aufgabe fängt man am besten an, indem man zuerst nur die beiden Punkte links unten mit einem Strich verbindet. Man möchte aber am liebsten schon mit dem ersten Strich möglichst viele Punkte „einkassieren“, in dem Glauben, dass es dann leichter wird mit den verbleibenden 3 Strichen den Rest einzufangen. Das ist im Grunde ökonomisches Denken und in vielen Fällen positiv, aber eben manchmal auch hinderlich. Also auch mal in Kauf nehmen, am Anfang nur eine geringe Ausbeute zu haben.
Zusätzlich haben wir bei dieser Aufgabe auch das Problem mit der „Guten Gestalt“ (s. Folge 1). Man mag lieber senkrechte und waagerechte Striche ziehen als diagonale und am liebsten alle gleich lang. Betrachtet man die Form, die von den 4 orangenen Verbindungslinien erzeugt wird, ist das keine besonders „Gute Gestalt“.
Lösung im anderen Bereich
Wir hängen auch gerne an imaginären Grenzen fest, wenn es um Bereiche oder Themenfelder geht. Ein chemisches Problem muss auch chemisch gelöst werden und ein physikalisches Problem physikalisch? Wie kann man aus 8 Streichhölzern 6 machen, ohne welche weg zu nehmen? Man schreibt mit den Streichhölzern das Wort „six“! Gibt es ein Problem mit einem Produkt, kann man dieses Problem vielleicht auch mit einer Dienstleistung lösen, oder ein Hardwareproblem mit Software. Auch hier ist es wichtig, sich nicht von imaginierten Grenzen einschränken zu lassen.
Die Sammlung der Denkfallen ist sicher nicht vollständig. Tüftelt man an einem Problem und findet nach mehreren gescheiterten Versuchen endlich eine Lösung, hat man in der Regel sofort vergessen, welche Beobachtung oder welche Gedanken der Lösung vorausgegangen sind. In welche Denkfallen man ggf. bei den gescheiterten Versuchen getappt ist, hat man erst recht vergessen. Hier kann es sich lohnen, sich Notizen zum Prozess zu machen, um für weitere Aufgaben aus den eigenen „Fehlern“ zu lernen.